Beide Systeme sind Teil einer Absturzsicherung, die bei Arbeiten in gefährlicher Höhe (Dächer, Baustellen, Industrie, usw.) gesetzlich verpflichtend sind, und benötigen den Einsatz einer persönlichen Schutzausrüstung (PSA).
Lesen Sie weiter, wenn Sie mehr Details über Rückhaltesystem und Auffangsystem erfahren möchten. Durch die Erklärung der Bestandteile beider Systeme und griffiger Praxisbeispiele wird der Unterschied zwischen den beiden Systemen deutlicher.
Was ist ein Rückhaltesystem?
Wie der Name rückschließen lässt, hält ein Rückhaltesystem den Benutzer zurück. Im Bereich der Absturzsicherung bedeutet dies, dass der Gefahrenbereich, in dem ein Absturz möglich ist, gar nicht erst erreicht werden kann. Die Absturzkante - beispielsweise eine Dachkante - kann also nicht übertreten werden. Dadurch wird das Absturzrisiko verringert.
Ein Rückhaltesystem verhindert also, dass eine Person abstürzt, indem es sie an einer bestimmten Stelle bzw. Entfernung (zurück)hält. Dazu trägt die zu sichernde Person einen Haltegurt in Form einer persönlichen Schutzausrüstung (PSA), der mithilfe eines geeigneten Verbindungsmittels an einer sogenannten Anschlageinrichtung befestigt wird.
Bestandteile eines Rückhaltesystems
Ein Rückhaltesystem zur Absturzsicherung besteht aus:
1. Anschlageinrichtung
2. Verbindungsmittel
3. Haltegurt
Eine Anschlageinrichtung ist beispielsweise ein Sicherheitsdachhaken auf einem Steildach oder ein Seilsicherungssystem am Flachdach. An dieser wird das Verbindungsmittel - bestehend aus Seil und einer Verbindungsvorrichtung inklusive Karabiner - mit einem Ende befestigt. Das andere Ende wird an dem Haltegurt (=persönlicher Schutzausrüstung) direkt beim Anwender angebracht.
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PSA-VERBINDUNGSMITTEL
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Richtig angewendet, wird der Bewegungsradius des Benutzers durch ein Rückhaltesystem so eingeschränkt, dass er die Bereiche mit Absturzrisiko gar nicht erreichen kann. Eine feste Länge oder maximal einstellbare Länge des Verbindungsmittels wird empfohlen. So wird der Benutzer vom System sicher “zurückgehalten”.
In diesem Zusammenhang spricht man laut den “Planungsgrundlagen von Anschlageinrichtungen auf Dächern” (Deutschland: DGUV, Österreich: AUVA und Schweiz: SUVA) von der “orangen Zone” und der “roten Zone”.
Bewegungsradius und orange Zone - die Grenze zwischen Rückhalte- und Auffangsystem
Wird bei einem Rückhaltesystem das Verbindungsmittel an einem fixen Einzelanschlagpunkt als Anschlageinrichtung angebracht, ergibt sich dadurch ein kreisrunder Arbeitsbereich. Dieser Bereich ist die orange Zone und bestimmt den Bewegungsradius mit dem Rückhaltesystem.
Die Länge des Verbindungsmittels wird dabei so eingestellt, dass die Absturzkante (zB. Dachkante) nicht überschritten werden kann und ein Absturz verhindert wird. Ist ein Betreten der roten Zone notwendig, muss ein Auffangsystem eingesetzt werden.
Wichtig: Die rote Zone muss wegen des Absturzrisikos möglichst klein ausfallen.
Ein Rückhaltesystem basierend auf mehreren Einzelanschlagpunkten erfordert ein Umhängen des Verbindungsmittels. In der Theorie bzw. laut Gesetz ist das in Ordnung, in der Praxis ist es allerdings wenig komfortabel für den Anwender.
Stattdessen empfiehlt sich für ein Rückhaltesystem die Anbringung einer Anschlageinrichtung in Form eines Seilsystems oder Schienensystems. Bei überfahrbarer Ausführung ist ein Umhängen nicht erforderlich. Dies ist komfortabler und erweitert auch die orange Zone und somit den Bewegungsradius mit Rückhaltesystem.
Bei Falschanwendung droht im schlimmsten Fall der Absturz.
Der Anwender muss entsprechendes Fachwissen zur korrekten Einstellung der Länge des Verbindungsmittels und allgemeinen Verwendung einer PSA besitzen. Bei Falschanwendung droht im schlimmsten Fall der Absturz. Das benötigte Wissen erwirbt der Anwender in entsprechenden Fachschulungen.
Anwendungsbeispiele PSA Rückhaltesystem für das Flachdach
Auch auf Flachdächern besteht ein hohes Risiko, dass arbeitende Personen abstürzen, da die ebene Fläche eine vermeintliche Scheinsicherheit erweckt. Ist kein Kollektivschutz, wie zB Geländer, montiert, ist eine individuelle Absturzsicherung mindestens in der Form eines Rückhaltesystems mit persönlicher Schutzausrüstung (PSA) notwendig.
Gerade durch die Nutzung des Flachdachs als Ort für die Stromgewinnung durch Photovoltaik Paneele hat dieser Anwendungsbereich durch das vermehrte Begehen der Dachfläche besonders an Bedeutung gewonnen. Nicht nur bei der Montage, sondern auch bei der späteren Wartung ist es notwendig die dort tätigen Facharbeiter vor Absturz zu schützen.
Seilsystem für Rückhaltesystem am Flachdach
Bei diesem leicht geneigtem Flachdach wurde vor der Montage der PV-Paneele ein Seilsicherungssystem ohne Dachdurchdringung installiert. Statt mehrerer Anschlagpunkte wird hier als Rückhaltesystem ein fixes Seilsystem genutzt.
Die Monteure stellen die richtige Länge des Verbindungsmittels ein, um die Rückhaltefunktion des Systems in Anspruch zu nehmen.
Schienensystem für Rückhaltesystem am Flachdach
Statt eines Seilsystems kann auch ein Schienensystem als Anschlageinrichtung für ein Rückhaltesystem am Flachdach dienen. Mit speziellen Gleitern hängt man sich mit der PSA in die Schiene ein und ist vor dem Absturz durch das Rückhaltesystem gesichert.
Auf einigen Unterkonstruktionen für PV-Paneele ist es möglich, ausgewählte Schienensysteme direkt darauf zu befestigen.
Was ist ein Auffangsystem?
Ein Auffangsystem fängt eine abstürzende Person auf. In der Absturzsicherung ist es dann notwendig, wenn der Einsatzbereich eines Rückhaltesystems überschritten wird (Übergang von orange in rote Zone - siehe oben) oder ein Rückhaltesystem aufgrund der örtlichen Bedingungen nicht verwendet werden kann.
Im Gegensatz zum Rückhaltesystem verhindert ein Auffangsystem also nicht den Absturz, sondern verringert die Folgen daraus. Die benötigte Ausstattung für das Auffangsystem ist dabei ähnlich zum Rückhaltesystem eine Anschlageinrichtung, ein Verbindungsmittel, eine PSA und zusätzlich ein Höhensicherungsgerät und/oder Falldämpfer, welche die Kräfte durch den Sturz, die auf den Körper wirken, verringern.
2 Varianten des Auffangsystems
Im Gegensatz zum Rückhaltesystem gibt es beim Auffangsystem mehrere Varianten wie der Aufbau zustande kommt. Der wesentliche Unterschied ist, ob ein Höhensicherungsgerät oder ein Falldämpfer verwendet werden. So lassen sich grundsätzlich 2 Grundvarianten definieren:
- Anschlagpunkt - Höhensicherungsgerät - Verbindungsmittel - Auffanggurt / persönliche Schutzausrüstung
- Anschlagpunkt - Verbindungsmittel - Falldämpfer - Auffanggurt / persönliche Schutzausrüstung
Es gibt Absturzsicherungen, die sowohl als Rückhalte- als auch als Auffangsystem verwendet werden können. In diesem Zusammenhang sind unbedingt die Mindestfallhöhen und Ausführungen des jeweiligen Systems zu beachten und die exakte Längeneinstellung für das Verbindungsmittel vorzunehmen. Anderenfalls droht Lebensgefahr, wie im nächsten Absatz beschrieben wird.
Gefährdungspotentiale bei Auffangsystemen
Folgende Gefährdungen können bei der Verwendung eines Auffangsystems lebensbedrohlich sein und müssen verhindert werden:
- Aufprall am Boden
- Pendelsturz
- Anprallen an der Umgebung
- Versagen der Verbindungsmittel durch zu starke Beanspruchung (Sturz über Kante)
- Unvereinbarkeit von Mindestfallhöhe des Systems und Absturzhöhe
Eine genaue Berechnung der Fallstrecke unter Berücksichtigung der Mindestfallhöhe des verwendeten Systems und der Absturzhöhe, der Aufreißstrecke des Falldämpfers, möglicher Verschiebung von Gurtbändern und Ösen, der Seilauslenkung, Körpergröße, sowie Prüfung des Kanten- und Seilschutzes ist notwendig, um lebensbedrohliche Folgen eines Absturzes zu verhindern.
Professionelle Auffangsysteme liefern notwendige Daten zur korrekten Berechnung und Anwendung.
Beispiel Auffangsystem
Bei der Absturzsicherung dieses Steildachs wird ein Auffangsystem verwendet, das aus diesen Komponenten besteht:
- Seilsystem und Dachhaken als Anschlageinrichtungen
- Verbindungsmittel
- Falldämpfer
- persönliche Schutzausrüstung
Dieses System kann sowohl als Rückhalte- als auch als Auffangsystem eingesetzt werden. Maßgeblich dafür ist die korrekte Einstellung der Länge des Verbindungsmittels durch die Anwender. Lesen Sie dazu mehr in unserem Referenzbeitrag vom Volkshaus Zürich.
Rettung nach Absturz
Ist eine Person abgestürzt, muss sie aus ihrer Lage befreit bzw. gerettet werden, um Leib und Leben zu schützen. Hier sind entsprechende Maßnahmen nötig. Ein Rettungssystem kann auch in einer Absturzsicherungslösung integriert sein.